Der Eichwaldhof
Auszeichnung „Beispielhaftes Bauen“
Architektenkammer Baden Württemberg, 2003
Aufgabenstellung war die Erweiterung des in den 70er Jahren erstellten Boxenlaufstalles und der Neubau eines Melkhauses mit melktechnischer Ausstattung für 100 Kühe. Intensive Bestandsanalysen ergaben, dass ein kompletter Neubau die für den jungen Betriebsleiter zukunftsträchtigste Lösung darstellen würde.
Folgende Planungsprämissen wurden vor Beginn des Projekts, definiert:
– artgerechte Bauweise
– Ortsbezug, d.h. landschaftsgerechte Bauweise
– funktional stimmige Bauweise
– ökologisch und ökonomisch angemessene Bauweise
Entwurfs- Baukörperkonzept
Landwirtschaftliches Bauen führt unter Verwendung von meist großflächigen, großvolumigen Baukörpern zu architektonisch unbefriedigenden Lösungen und in Folge zur Beeinträchtigung von Landschaftsbild und Topographie.
Erarbeitung und Untersuchung des Funktionsprogramms beim Projekt Eichwaldhof ergaben, dass ein Optimum an Funktionalität nicht gezwungenermaßen zur „Alles unter einem Dach Lösung“ führen muss – Entwurfsziel war insofern die „Auflösung“ von Baumassen. Die realisierte „kleinhäusige Bauweise“ führt zu einer differenzierten architektonischen Gesamterscheinung der Hofanlage, ist hinsichtlich einer Einpassung in Landschaft und Topographie flexibel handhabbar und kann als neue Typologie im landwirtschaftlichen Bauen verstanden werden.
Tierkomfort
Durch Außenklimastallbauweise folgt die Stalltemperatur der Außentemperatur und sorgt für optimales Wohlbefinden der Tiere; variable Stallaußenwände sorgen für optimale Regulierbarkeit der Stallinnentemperatur und sind -entsprechend dem aktuellen Temperaturverlauf- offen, teilsoffen oder geschlossen. Die helle Dacheindeckung führt zur Minimierung des Wärmeeintrags im Stallbereich. Im gesamten Stallbereich, d.h. Liegehallen, Futtertisch, Laufhof herrscht maximale Bewegungsfreiheit der Tiere. Je Kuh wurde eine mit Stroh eingestreute Liegebox und ein Fressplatz realisiert, Trogtränken und Kuhputzmaschinen auf dem Laufhof laden zum kollektiven Saufen und zur Reinigung ein.
Funktional stimmige Bauweise
Die Anbindung des Neubaus erfolgt direkt an die vorhandene, weiterhin genutzte Hofstelle. Unter dem Gesichtspunkt einer arbeitswirtschaftlichen Optimierung sind Fahrsilo und Futtertisch linear angeordnet, wurden die Funktionsbereiche Fressen, Liegen, Melken voneinander getrennt. Der Stroheinstreu erfolgt maschinell in den Liegeboxen, die Reinigung der Bereiche Liegehalle, Fressplatz und teilweise Laufhof erfolgt maschinell durch ein Schieberentmistungssystem. Im Bereich Melkhaus wird der tieferliegende Melkflur unter Ausnutzung der vorhandenen Topographie arbeitswirtschaftlich optimal tieferliegend erschlossen; die Arbeitsplatzgestaltung erfolgte unter den Gesichtspunkten von Ergonomie, Arbeits- und Betriebssicherheit und der vorhandenen personellen Resourcen.
ökologische Bauweise / Anlagetechnik
Zum Einsatz kamen vorrangig recyclebare Baumaterialien, die Gebäudefassaden bestehen aus unbehandeltem, sägerauhen Lärchenholz, Güllelagerbehälter sind überdeckelt und als Laufhoffläche nutzbar, was zur Flächenersparnis führt. Die Heißwassererzeugung erfolgt mittels Wärmerückgewinnung aus der Milchkühlanlage zur Kochendwasserreinigung der Melkanlage; temperiertes Tränkewasser wird durch Vorkühlung der Rohmilch erzeugt, die Reingung der Melkanlage erfolgt nahezu chemiefreies.
Mit Carlo Fauß